Was ist Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie?

Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie gehört neben der Psychoanalyse und der Verhaltenstherapie zu den drei sog. Richtlinientherapien, – den wissenschaftlich begründeten und vom Bundesausschuß Ärzte und Krankenkassen anerkannten Behandlungsverfahren, die von den Krankenkassen bezahlt werden.

Die Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie stellt zwar ein eigenständiges Behandlungsverfahren dar, – beruht aber auf den grundlegenden theoretischen Annahmen der Psychoanalyse.
Sie gründet darauf, dass unser Denken, Handeln und Fühlen außer unserem Willen auch unbewussten Einflüssen unterliegen. Dies sind vor allem innere Konflikte, die im Leben eines jeden Menschen vorkommen und das spätere Leben dann besonders bestimmen, wenn sie in den frühkindlichen Lebensjahren auftraten. So steht etwa der Wunsch, unabhängig und selbstständig zu sein mit dem gleichzeitigen Wunsch nach Bindung und Versorgung in Konflikt. Ist ein solcher normaler Konflikt besonders heftig und nicht lösbar, weil er vielleicht gleichzeitig mit einer schmerzhaften Trennung von einer wichtigen Bezugsperson auftritt, wird er – gewissermaßen zum Schutz des Betroffenen – verdrängt, und dem Bewusstsein entzogen. Von dort kann er aber weiterhin unbewußt unser Handeln und vor allem unsere Emotionen beeinflussen und somit vor allem die Art und Weise, wie wir uns in Beziehungen zu unseren Mitmenschen verhalten. In einer späteren Lebenssituation, z.B. in Zusammenhang mit der Trennung von einem Partner, sehr guten Freund oder engen Angehörigen können diese von dem unbewussten Konflikt dominierten Gefühle unser Verhalten dann wieder stark belasten, auffällig für uns selber und für unsere Mitmenschen werden und seelische wie auch sogar körperliche Erkrankungen mit hervorrufen. So können seelische und körperliche Symptome entstehen und wenn diese sich stark verfestigen, eine psychische bzw. psychosomatische Krankheit.

Eine weitere Ursache für psychische Erkrankungen liegt für die Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie in traumatisierenden Lebensbedingungen während der ersten Lebensjahre wie z.B. schwerer Vernachlässigung, Gewalterleben oder emotionaler Kälte. Unter solchen Lebenseinflüssen können Menschen bestimmte Anlagen, die für eine empathische aber auch konkurrenzfähige Auseinandersetzung mit der Umwelt und für befriedigende Beziehungen notwendig sind, nicht oder nur eingeschränkt entwickeln. Hier handelt es sich etwa um Fähigkeiten, sich ein Bild von sich selbst und von anderen Menschen mit all ihren positiven und negativen Eigenschaften zu machen, tragende Beziehungen zu anderen zu leben, wozu vor allem die Sensibilität gehört, sich in andere hinein zu versetzen, – ferner das Vermögen, sein eigenes Verhalten zu steuern und mit anderen auch emotional zufriedenstellend zu kommunizieren. Wenn diese Fähigkeiten stark beeinträchtigt sind, sprechen wir von einer leichten bis schweren psychischen Erkrankung. Wichtig ist die Bedeutung der Beziehung zum Psychotherapeuten. Die unbewussten Konflikte und beeinträchtigten Fähigkeiten wirken sich auch auf die Beziehung zum Psychotherapeuten aus. In einer Tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie ist der Psychotherapeut jedoch dabei behilflich, die unbewussten Hintergründe und Auslöser der Beschwerden zu ergründen. Zugleich begleitet er dabei, die beeinträchtigte Fähigkeit zur Beziehungsgestaltung zu verbessern, und auf diese Weise eine gesündere und weniger belastende Lebensausrichtung zu ermöglichen. Das hierzu notwendige hohe Maß von Offenheit und Vertrauen seitens des Patienten wird durch die aufbauende, gelegentlich aber auch spiegelnde und konfrontierende Gesprächsführung des Psychotherapeuten zugänglich gemacht. Diese gemeinsame Arbeit in einer therapeutischen Beziehung benötigt einerseits Zeit und kann mitunter auch vorübergehend belastend und anstrengend sein.

Es sind auch Voraussetzungen seitens des Patienten für die Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie unerläßlich:

  • Es muß eine ausreichende Therapiemotivation gegeben sein, die sich vor allem aus dem Ausmaß des Leidensdruckes ergibt.
  • Der Patient muß die Fähigkeit zur Selbstreflexion, d.h. zur kritischen Selbstprüfung mitbringen.
  • Ein Mindestmaß an Frustrationstoleranz, Konfliktbereitschaft und Ausdauer ist erforderlich, um evtl. schwierige Passagen in der Therapie bewältigen zu können.
  • Da die Bedeutung der Beziehung zum Therapeuten wichtig ist, sollte der Patient über ein gewisses Maß an Beziehungsfähigkeit verfügen.

Leistungsspektrum

  • Belastende Lebenssituationen
  • Arbeitsplatzkonflikte
  • Selbstwertprobleme
  • Sinnkrisen im Leben